Schloss Rauischholzhausen
Das Schloss Rauischholzhausen wurde in den Jahren 1873 – 1878 von Ferdinand von Stumm erbaut.
Der Botschafter von Stumm gehörte zu der bekannten und sehr wohlhabenden Industriellen-Familie von Stumm aus dem Saarland, die dort eine Eisenhütte erfolgreich führte. Sein Vater war frühzeitig verstorben und sein älterer Bruder übernahm den Besitz.
Ferdinand von Stumm erwarb 1872 in Holzhausen von den Freiherrn Rau von Holzhausen eine Fläche von ca. 50 ha. Das letzte in Holzhausen lebende Familienmitglied der Familie Rau von Holzhausen starb 1872, sein Bruder war nach Südamerika ausgewandert.
Die Familie Rau von Holzhausen hatte im Jahr 1248 das Grundstück von Sophie von Brabant – einer Tochter von Elisabeth von Thüringen – als Lehen erhalten. Das Wappen der Raus von Holzhausen befindet sich rechts neben dem Torbogen am sogenannten Kinderbau.
Ferdinand von Stumm beauftragte den Universitätsbaumeister Schäfer und später das Berliner Architektenbüro Mylius und Buntschli mit dem Bau des Schlosses. Ebenso gab er dem berühmten Gartenarchitekten Heinrich Siesmayer (Frankfurter Palmengarten, Bad Nauheimer Kurpark) den Auftrag, einen englischen Park anzulegen. Heute gibt es noch 300 verschiedene Baum- und Buscharten in dem 30 ha großen Park.
Das Schloss wurde im Stil des Deutschen Historismus erbaut. Es diente der Repräsentation mit den zahlreichen mit großer Handwerkskunst ausgeschmückten Räumen in Stilarten wie Neo-Renaissance, Neo-Barock und Neo-Rokoko usw. Fürsten, Adelige und hohe Persönlichkeiten waren im Schloss zu Gast darunter auch Kaiser Friedrich, der die Familie Stumm 1888 in den Adelsstand erhoben hatte.
Ferdinand v. Stumm heiratete am 28. September 1878 Pauline von Hofmann. Das Ehepaar hatte 5 Kinder; ein Kind starb im Alter von einem Jahr und wurde auf dem Friedhof neben der Kirche begraben. Anlässlich der Hochzeit schenkte er dem Dorf eine Kirche; später auch das Ev. Gemeindehaus, eine Molkerei und ein Altenheim.
Er war ein großer Sammler. Diese Antiquitäten wurden 1936 im Auktionshaus Christie in London aufgelistet und versteigert. Einige Stücke, die fest mit dem Bau verbunden sind, kann man noch heute sehen.
Von Stumm starb 1925 in Locarno. Seine Frau zog danach nach Murnau.
Ein Sohn hatte Schloss und Park übernommen und den Besitz 1936 an die Nationalsozialistische Volksvorsorge – Erzieherinnenausbildung – verkauft.
1945 fielen Schloss und Park an das Land Hessen.
Von 1949 bis 2023 war das Schloss Tagungs- und Fortbildungsstätte der Justus-Liebig-Universität Gießen. Seit Oktober 2023 ist der Landesbetrieb für Bau und Immobilien Hessen (LBIH) Betreiber des Schloss Rauischholzhausen. Faber- Management, als Pächter der Gastronomie und des Hotels ist seit über 20 Jahren Gastgeber für Tagungen, Familienfeiern und Kultur-Events.